Plötzlich wieder Pakistan

Unser Reporter Klaus J. Stanek ist wieder nach Parkistan gereist, ab heute können Sie wieder seine Reiseerlebnisse hier lesen.

Abdul und der grose Traum von Deutschland

Das Pakistan ein relativ armes Land ist, macht es besonders attraktiv auszuwandern. Viele Pakistani träumen davon, im reichen Westen ein neues Leben anzufangen und auch ihren Angehörigen finanzielle Unterstützung zu gewähren. Einige wenige schaffen es tatsächlich, weil sie als qualifizierte Arbeitskräfte im Westen begehrt sind, wie etwa Ärzte oder Ingenieure.  Andere heiraten, einige versuchen ihr Glück im Wege des Asyls, was die allerwenigsten schaffen. Einige gehen wir zurück, andere werden abgeschoben, weil sie kriminell geworden sind. So die Geschichte von Abdul aus Karatschi (Name geändert), der zusammen mit seinem Bruder in Deutschland eine Aufenthaltserlaubnis bekam. Während sein Bruder sich schnell selbständig machte und erfolgreich wurde, geriet Abdul auf die schiefe Bahn und sah sich mit seiner ersten Haftstrafe in Deutschland konfrontiert.

 

Irgendwann hatte er sein Pensum voll und wurde nach Pakistan abgeschoben - Einreisesperre in die EU betrug 15 Jahre. Zusammen mit seiner Familie fing er an, die Jahre abzuzählen - sie wäre 2015 beendet gewesen, wieder einen Aufenthaltstitel für Deutschland zu beantragen, das er so liebte und in dem er sich richtig wohl gefühlt hatte, wenn 2013 ihn nicht mit einem schweren Schlaganfall das Schicksal brutal getroffen hätte.

 

Eine einseitige Lähmung und den Verlust der Sprache, nur noch unverständliche Töne der Freude und der Trauer kann er artikulieren und den Speichel bei Aufregung kaum bändigen. Ärztliche Behandlung konnte aus Geldmangel nicht erfolgen. Eine gesetzliche Krankenversicherung besteht nicht. Arbeitsfähig war Abdul nicht mehr und seine kleine Familie konnte er nach dem Schlaganfall auch nicht mehr versorgen. Was bliebe? Es war die Hoffnung,  der „große Bruder“ schaffe es, ihn wieder nach Deutschland zu holen, ihn dort gesund machen zu lassen. Dann könne er wieder ein neues Leben anfangen und in Deutschland bleiben.

Aber der große Bruder schaffte es nicht, weil zwar die Sperre abgelaufen war, die eine Einreise verhinderte, aber auch die unbefristete Aufenthalts-genehmigung existierte nicht mehr, weil Abdul sich aufgrund seiner Abschiebung länger als sechs Monate selbstverschuldet nicht mehr im Inland aufgehalten hatte. Und einen Grund auf Rückkehr gäbe es auch nicht. Er ist in Pakistan mit einer Pakistani verheiratet, bei seiner Rückkehr würde er sofort zum Kostenfaktor für medizinische Behandlung und Sicherung des Lebensunterhalts fallen.

Dies will der deutsche Gesetzgeber verhindern. Bliebe nur noch die Möglichkeit, ihn aus humanitären Gründen einreisen zu lassen, um seinen Schlaganfall behandeln zu können. Um unsere Sozialsysteme begründet zu entlasten, benötigte Abdul hierfür einen Sponsor, ein Krankenhaus, das ihn kostenfrei behandelt, jemand, der seinen Krankentransport von Pakistan nach Deutschland übernimmt.  Ein theoretisches, aber ansonsten hoffnungsloses Unterfangen.

Abdul ist jetzt 42. Wäre er nicht als junger Mann kriminell geworden, sähe sein Schicksal wahrscheinlich anders aus. Auch eine Einbürgerung hätte des verhindert. Aber dafür hätte er sich straffrei verhalten müssen.

 

So blieb es bei der von einem Pakistani geäußerten Bitte, Abdul doch einmal zu besuchen und mit ihm nur Deutsch zu reden, weil er das so sehr vermisse. Es geht unter die Haut, wie sehr sich ein schwer kranker Mann über eine solchen Besuch freuen kann. Abdul hatte sich kaum unter Kontrolle. Die Freude war ihm anzumerken. Er artikulierte vollkommen unverständliches und küsste andauernd meine Hand. Dieses Treffen werde ich wohl nie vergessen.

 

Aus Anstandsgründen verzichten wir zu diesem Beitrag auf Fotos.

 

 

Der Grenzübergang zu Indien

Zwischen Indien und Pakistan liegen mehrere tausend Kilometer gemeinsamer Grenze. Grenzübergänge sind Mangelware. Eine der wenigen liegt etwa 10 Kilometer östlich des pakistanischen Lahore und führt nach Amritsar in Indien. Es handelt sich um eine Grenze mit jeweils einer Fahrbahn in jede Richtung, die morgens um 8 Uhr öffnet und um 16 Uhr schließt.

Nach der Schließung wird in einer für europäische Augen etwas befremd-lichen bis zu zweistündigen Zeremonie sowohl von der indischen als auch von der pakistanischen Seite die Flagge eingeholt, wobei es beide Seiten nicht unterlassen, sich gegenseitig zu bedrohen und zu beleidigen.

Beidseitig um den Grenzübergang sind amphitheaterartig Sitzplätze für Besucher angebracht, die von der jeweiligen Seite das Schauspiel beobachten können.

Auf beiden Seiten finden sich Einpeitscher, die das Publikum aufstacheln, sich am Beschimpfen zu beteiligen, Direkt am Grenztor stehen beidseitig schwer-bewaffnete Spezialkräfte mit modernsten Maschinenpistolen ausgerüstet, um im Falle eine Grenzübertritts sofort tätig zu werden.

Auf indischer Seite stehen mehrere Schilder mit der Aufschrift „India’s first line of defense“, kein Beitrag, die angespannte Situation, die sich seit dem Amtsantritt des indischen Nationalisten in das Amt des Premierministers noch verschärft hat, zu entspannen.

 

Erstaunlich hierbei ist der Umstand, dass es eine strikte Choreografie geben muss, denn wenn eine Seite lautstark sich selber Lob und schweigt die jeweils andere Seite und umgekehrt.

Einzelne mit Kalaschnikows ausgerüstete Grenzsoldaten marschieren einzelne oder zu zweit direkt zum Grenztor und positionieren sich, Dabei ballen sie die Faust und drohen in die  andere Richtung. Danach ist die andere Seite dran. Die Einpeitscher versuchen das Publikum zum Mitmachen von Schmährufen zu animieren, was regelmäßig geschieht.

Keine wirklich vertrauensbildende Massnahme. Aus europäischer Sicht, wo freie Grenzen zur Gewohnheit geworden sind, ein eher sehr befremdliches Schauspiel. 

Ich habe das Spektakel zusammen mit meinen Kollegen der Internationalen Journalistenkonferenz, die in Lahore vom  9. bis 11. Dezember statt fand besucht.

Darunter war auch ein indischer Kollege, der hieran teilnahm. Es hatte schon einer gewissen Komik nicht entziehen, dass dieser von pakistanischer Seite aus auf sein Heimatland blickend sich diesem Schauspiel aussetzte.

IEs bleibt zu hoffen, dass zwischen Pakistan und Indien sich zukünftig die Situation entspannt, denn außer der jeweiligen Hauptreligion der beiden Länder haben diese viele kulturelle Gemeinsamkeiten. Aber es scheint oft nichts trennenderes zugeben, als eine gemeinsame Kultur.

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